Herzerkrankungen

 

Dieses Thema wird immer wieder heftigst auf Websites und im Züchteralltag diskutiert. Es stellen sich eigentlich immer wieder die gleichen Fragen: ist es erblich? Wie stelle ich fest, dass meine Katze ein Herzproblem hat? Welche Lebenserwartung hat meine Katze und/oder muss ich sie einschläfern lassen?

 

Zu all diesen Fragen werde ich versuchen eine möglichst fundierte, aber dennoch hoffentlich leicht verständliche Antwort zu geben:
 
Katzen erkranken seltener an Herzerkrankungen als beispielsweise Hunde. Trotzdem bedeuten Herzerkrankungen eine ernstzunehmende Gefahr.
 
Die Kardiomyopathie stellt mit rund 95 % der "ERWORBENEN" Herzerkrankungen den größten Anteil der Herzpatienten dar. Die Kardiomyopathie ist einfach gesagt eine krankhafte Veränderung des Herzmuskels und betrifft nicht die Herzklappen oder andere Herzstrukturen. "Erworben" bedeutet, dass der Herzmuskel durch eine andere -manchmal lapidare- bakterielle oder viruelle oder auch hormonelle Erkrankung geschädigt wurde und eben nicht zwangsläufig genetisch bedingt sein muß. Es besteht auch die Möglichkeit eines Impfschadens.
 
 
Man unterscheidet generell zwischen zwei Arten von Kardiomyopathie, über die hier geschrieben wird (es gibt noch sehr viele andere, seltenere od häufigere Erkrankungen):
 
 
1. der hypertrophen Kardiomyopathie
2. der dilatierenden Kardiomyopathie
 
 
 
1. Die HYPERTROPHE Kardiomyopathie oder auch "HCM" genannt
 
   
Die hypertrophe Kardiomyopathie ist gekennzeichnet durch einen verdickten Herzmuskel besonders im linken Kammerbereich und im Septum. Man unterscheidet zwischen einengenden und nicht einengenden Formen. In Reihenuntersuchungen der University of Brisbane (1991-1995) hat sich herausgestellt, dass ca. 60 - 70 % der Herzerkrankungen in einer HCM resultieren und es finden sich proportional mehr männliche als weibliche Katzen unter den Betroffenen.
 
Neben einer erworbenen HCM gibt es aber auch die von Züchtern gefürchtete genetisch vererbte Form der hypertrophen Kardiomyopathie, die durch einen autosomal dominanten Erbgang im Bereich des Chromosoms 14 vererbt wird. Das bedeutet, dass nur ein Elternteil ausreicht, um diesen Gendefekt verdeckt oder auch offensichtlich weiterzuvererben. Seltener ist dieser Defekt erworben, aber dennoch nicht 100%ig auszuschliessen. (Quelle: R. Robinson: Feline Genetics for Veterinarians and Breeders)
 
ANZEICHEN EINER HYPERTROPHEN KARDIOMAYOPATHIE SIND HAUPTSÄCHLICH:
 
Atemnot, Herzrhythmusstörungen, Schwindel, Abmagerung, Anzeichen einer Thromboembolie, Herzvergrößerung und Lungenödeme, Zyanose (Blaufärbung der Fussballen und der Schleimhäute), aber auch Lähmung sowie ein Kältegefühl der hinteren Extremitäten
 
Die Anzeichen können je nach Schweregrad der Herzschädigung sehr varieren und häufig offenbart sich erst durch eine Obduktion eines verstorbenen Tieres, woran es oft unbemerkt gelitten hat.
 
 
 
2. Die DILATIERENDE Kardiomyopathie oder auch "DCM" genannt
 
Herz (geteilt)

linke Herzkammer deutlich vergrößert
 
Die dilatierende Kardiomyopathie ist mit einem Prozentsatz von ca. 30 % die zweite Variante einer Herzmuskelerkrankung, meist des linken Ventrikels. Das Herz ist stark vergrößert und durch seine krankhafte Erweiterung fast Ähnlichkeit  mit einem Blasebalg hat.  
 
Wie auch die HCM kann auch die DCM sowohl erworben wie auch von einem oder beiden Elternteilen erworben worden sein, wobei auch hier ein autosomal dominanter Erbgang von einigen Genetiken für diese Erkrankung verantwortlich gemacht wird. Viruelle und bakterielle Erkrankungen wie Toxoplasmose oder auch Staphylokokken können für eine DCM ursächlich sein. Seltener sind Schilddrüsenerkrankungen bei Katzen die Ursache. (Quelle: R. Robinson: Feline Genetics for Veterinarians and Breeders)
 
ANZEICHEN EINER DILATIERENDEN KARDIOMYOATHIE SIND HAUPTSÄCHLICH:
 
Herzinsuffizienzen und -rhythmusstörungen, Atemnot, Abmagerung, Ergüsse in Pleura und Bauchraum,eine massive Herzvergrößerung, Zyanose (Blaufärbung der Fussballen und der Schleimhäute) aber auch Lähmung sowie ein Kältegefühl der hinteren Extremitäten.
 
Auch bei einer dilatierenden Kardiomyopathie können die Anzeichen sehr diffus sein können.  Der Schweregrad der Herzschädigung kann von symptomlos bis zu sehr großen gesundheitlichen Beeinträchtigungen mit Todesfolge variieren.
 
 
 
3. HAUPTMERKMAL BEI DER UNTERSCHEIDUNG ZWISCHEN HCM UND DCM
 
Ganz allgemein kann man sagen, dass der größte Unterschied für einen Laien so zu verstehen ist, dass bei einer HCM Embolien und bei einer DCM Flüssigkeiten in Lunge und Bauchraum zu finden sind.
 
 
 
4. DER VENTRIKEL-SEPTUM-DEFEKT (VSD)
 
Neben den Kardiomyopathien findet man auch sogenannte VENTRIKEL-SEPTUM-DEFEKTE (VSD) als angeborene Herzmißblidungen.
 
Häufig ist der VSD nur Teil einer Mißbildung. Das Ventrikel-Septum teilt das Herz in die rechte und linke Herzkammer.
Diese Erkankung kann sich von einer leichten (meist nur zufällig bemerkten)VSD bis zu einer schwerwiegenden Mißbildung des Herzens darstellen.
 
Eine  leichte VSDbleibt meist auch unbehandelt, da die betroffene Katze nur unter leichten gesundheitlichen Problemen leidet.
 

 

 
Die BEHANDLUNG und FESTSTELLUNG einer Herzerkrankung gehört UNBEDINGT in die Hand von SPEZIALISTEN,
die durch die nötige Fachausbildung, einem großen Erfahrungswert und das unbedingt erforderliche Equipment, wie beispielsweise einem hochauflösenden Ultraschall und Blutuntersuchungen, erst eine fundierte Diagnose stellen können.
 
Sehr häufig sind Herzerkrankungen inoperabel, aber man kann sicherlich mit einer konsequent durchgeführten Medikation und einer entsprechenden Diät, die wiederum durch einen auf Herzerkrankungen spezialisierten Facharzt eingestellt wird, dem Tier noch ein  lebenswertes Dasein bescheren.
 
Natürlich gibt es bei einer länger persistierenden Kardiomyopathie weitere körperliche Veränderungen, die aber hier nicht näher erläutert werden sollen. Bewußt habe ich auf die Nennung der Medikation verzichtet, da diese unbedingt in die Hände eines Facharztes gehört!
 
 
 
Natürlich dürfen Katzen, die selbst einen Herzfehler haben oder hatten oder deren Familienangehörige an einer Herzerkrankung bereits im jungen Alter gelitten haben, NICHT IN DER ZUCHT EINGESETZT WERDEN!
 
Für Birmakatzen gibt es leider (oder gottseidank, weil noch keine so große Notwendigkeit wie bei anderen Katzenrassen besteht)  keinen ausagekräftigen Gentest. Es gibt daher in einigen Ländern die Verpflichtung Zuchtkatzen ab einem genau definierten Alter regelmässig auf Herzerkrankungen durch Kleintierkardiologen untersuchen zu lassen. Eine Zuchtgenehmigung wird dort immer nur für ein Jahr nach Vorlage eines entsprechenden Untersuchungsnachweises durch einen vom Verein zertifizierten Kardiologen erteilt.
 
Generell ist zu sagen, dass Katzen mit einem hohen Inzuchtfaktor und aus Ländern, die durch Quarantäne oder geographischer Isolation gezwungen sind, Verwandtenverpaarungen vorzunehmen, einen höheren Anteil an genetischen Herzerkrankungen haben.
 
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Quellenangaben: Winn Feline Foundation; Katzenkrankheiten - Klinik und Therapie - W. Kraft & U.M. Dürr; 
Feline Genetics for Veterinarians & Breeders, R. Robinson, et all.