Impfschema kritisch betrachtet

Jeder Züchter möchte für seine Lieblinge---- Kitten wie erwachsene Katzen nur das allerbeste Leben. Wünscht ihnen größtmögliche Sicherheit vor Infektionskrankheiten und wähnt sich in Sicherheit, wenn die Lieblinge gegen diese geimpft werden können. Kein Thema wird in der Katzenszene derartig heiß diskutiert wie das Impfthema.

Wäre es so einfach, dass wir unseren Katzen durch sichere Impfstoffe einen guten Schutz geben könnten, dann wäre die Sache eigentlich klar. Aber so einfach ist es nicht. Große Verwirrung herrscht bei Besitzern und Züchtern.

Das allgemein gültige Impfschema sieht eine Grundimmunisierung mit der 8. und 12. Lebenswoche vor gegen Katzenschnupfen und Katzenseuche. Bei der Tollwutimpfung hat sich mittlerweile ein Umdenkungsprozess stattgefunden und so werden Kitten von geimpften Müttern erst mit der 15. Lebenswoche einmalig geimpft. In besonderen Fällen nimmt man Nebenwirkungen in Kauf und impft bereits mit der 8. Lebenswoche und muss in der 12. Lebenswoche die 2. Boosterimpfung vornehmen.

Um hier schon einmal mit dem ersten Irrtum der meisten Katzenbesitzer aufzuräumen: Es gibt definitiv KEINEN Kíttenimpfstoff, sondern die Kleinen werden mit einem Impfstoff für erwachsene Katzen geimpft, die natürlich ein deutlich höheres Gewicht haben. Nein, die Impfung schützt nicht 100% vor Katzenschnupfen und -seuche. Es gibt mehr als 100 verschiedene Schnupfenarten, wovon die Impfung nur einige wenige abdeckt und auch an der Katzenseuche trotz Impfung zu erkranken ist im Bereich des Möglichen.

Ich muss mal wieder in der Vergangenheit ausholen.... in den 60er und 70er Jahre gab es keine abgetöteten Impfstoffe und viele der Kitten verstarben an Symptomen, die denen der Katzenseuche oder des Katzenschnupfen ähnelten. Die Impfstoffe waren nicht so ausgeklügelt, wie sie es heute sind. Damals KANNTE man die Probleme, die in Vergessenheit geraten sind. Leider. In den letzten 3-4 Jahren sind weltweit sowohl Staupe- wie auch Katzenseuchefälle vermehrt bei  Hunden wie auch bei Jungkatzen und ihren Mitkatzen aufgetreten. In einigen Ländern sind die  Arzneimittelbehörden hellhörig geworden. Es wurden Studien initiiert  und die betroffenen Impfstoffhersteller wurden mit den Ergebnissen konfrontiert. Daher bieten jetzt einige Impfstoffhersteller auch einen Puppy-Impfstoff für Hunde an. Bei unseren Katzen gibt es diesen leider nicht.

Heute ist es Mode alle Katzen gegen soviel wie möglich und so kurzfristig wie möglich zu impfen.

Das sollten wir kritisch hinterfragen.

Wie lange ist ein Impfstoff in der Katze wirksam und wie lange besteht Immunität? Darüber gibt es noch keine wirklich aussagekräftigen Langzeiterfahrungen, aber man geht heute davon aus, dass die Katzen bereits nach der 1. !!! erfolgten Impfung eine lebenslange oder zumindest mehrere Jahre andauernde Immunität aufweisen. Das hängt auch von dem Impfstatus der Mutter des Kittens ab und des Antikörperspiegels, welchen das Kitten von Mama mitbekommen hat. Kitten sollten etwa in der 10./11. Lebenswoche einmalig geimpft werden. Dann eine erneute Antikörpertiterbestimmung und dann erst die Boosterimpfung, die den Impfschutz auf die gewünschten 70 - 85% Sicherheit "hochpowern" soll. Die geimpften Kitten und erwachsenen Katzen werden kurzfristig zu Virusausscheidern, was bei ungeimpften Kitten oder älteren Katzen durchaus zu Symptomen oder sogar in Antikörpertitern nachgewiesen werden kann. Auch schwangere oder kränkelnde Katzen sind hier besonders gefährdet. Die Übertragung von geimpften Hunden auf die im Haushalt lebenden Katzen ist nicht ausgeschlossen.

Macht es da Sinn überhaupt eine zweite Impfung zu verabreichen?

Nur dann, wenn man VOR der 1. Impfung durch einen Antikörpertitertest nachgewiesen hat, dass die Immunität seitens der Mutter nicht ausreichend war.

Sobald die Veterinärmedizin aus den Kinderschuhen ist und es endlich einen Impfstoff gibt, der für Kitten entwickelt wurde, kann man zur zweiten Impfung raten. Solange 1 kg-Kitten mit Impfstoff für 3-10 kg Katzen geimpft werden, bringen diese Impfungen mehr Schaden als Schutz.