Toxoplasmose

 

 

In Publikationen findet man viel über den Zusammenhang zwischen der Toxoplasmose und der Schädigung des Ungeborenen von schwangeren Frauen. Meist heisst es lapidar "bei den Katzen führt diese Erkrankung höchstens zu milden Erscheinungsformen" .... leider ist dies nicht so einfach.
 
Das es die Krankheit Toxoplasmose gibt, wusste ich schon relativ lange, damit beschäftigt habe ich mich das erste Mal intensiver mit dieser Materie als ich mit meinem zweiten Kind schwanger war und mein Frauenarzt mich zur Risikoschwangeren erklärte, weil ich trotz eines fehlenden Toxoplasmosetiters nicht bereit war, auf meine Katzen zu verzichten.
 
Ich habe meinem Frauenarzt dann Lektüre zur Verfügung gestellt, aus der hervor ging, dass die meisten Frauen sich nicht an den Katzen, sondern am medium-gebratenen Steak infizieren. Das fand er doch sehr beeindruckend. Die Aufnahme des Parasiten, denn nichts anderes ist die Toxoplasmose, erfolgt nach der Reifung der sogenannten Oocysten, die im Katzenkot beispielsweise nach 24 Stunden zu finden sind. Im eigenen und natürlich vor allem im Interesse der Katzen gehört die täglich mehrmalige Reinigung und das Entfernen des Kotes zu den regelmäßigen Tätigkeiten eines Katzenliebhabers, wodurch das Risiko sich an dem Katzenkot zu infizieren relativ gering wird, wenn man die Vorsichtsmaßnahmen berücksichtigt. Die Parasiten finden sich aber auch im rohen Fleisch, so dass eine Infektion hier auch sehr leicht erfolgen kann, wenn Mensch oder Tier rohes Fleisch bzw. nicht richtig durchgebratenes Fleisch konsumiert. Die Parasiten findet man darüber hinaus Diese Vorsichtsmaßnahme ist aber nicht zu unserem eigenen Schutz, sondern auch für unsere pelzigen Mitbewohner unerlässlich.
 

Was ist die Toxoplasmose?

 
Toxoplamose ist eine Erkrankung mit Einzellerparatsiten sog. "Protozoen". Diese kommen relativ häufig vor, aber die Toxoplamose Gondii, die ein Parasit ist, kommt im Verhältnis dazu selten vor. Meist werden Säugetiere infiziert. Protozoen kommen im Tierreich sehr häufig vor und dabei sind diese Einzeller die einfachsten Organismen darin.
 
Katzen infizieren sich mit dem Parasiten Toxoplasma Gondii durch das Essen von einer der drei infektiösen Stadien des Parsiten: Zysten, Oozyste oder Tachyzoite.
 
Das die Toxoplasmose durchaus eine ernstzunehmende Krankheit unserer Katzen ist, musste ich in den darauffolgenden Jahren immer wieder leidvoll erfahren.
 

Fallbeispiele von Toxoplasmose

 
Die von meiner großen Tochter über alles geliebte Karaminka starb beispielsweise an einer nicht erkannten Toxoplasmose. Ich bekam Karaminka aus Australien als sie bereits acht Monate alt war. Innerhalb der ersten paar Tage bei uns erkrankte sie schwer. Der Tierarzt tippte auf eine Vergiftung. Sie wurde behandelt und unbeabsichtigt sogar richtigerweise mit einem Sulfonamid, was ihr zu diesem frühen Zeitpunkt das Leben rettete. Leider können sich sogenannte Toxoplasmosezysten in den Ganglien (Gehirngängen) bilden, die dann auch später noch zum Tode des Tieres führen können, was bei Karaminka im Alter von 6 Jahren der Fall war. Dank des Engagements meiner Tierärztin und der Uniklinik Giessen konnte diese Diagnose als Todesursache geklärt werden.
 
Wie viele Tierärzte hätten jetzt hier wieder "FIP - das ist ganz bestimmt FIP" gesagt, was leider sehr häufig eine Fehldiagnose, wie wir nun an folgendem Beispiel erkennen können, ist:
 
Ich hatte im Jahre 1998 zwei Katzen an eine nette Familie in Norddeutschland verkauft. Ca. 2 Jahre später bekam ich einen Anruf, dass beide Katzen sehr schwer erkrankt seien. Die eine Katze hatte Leberprobleme und die andere Katze konnte nur noch mit den Vorderbeinen "laufen".... der Tierarzt tippte natürlich auf FIP. Die Katze mit dem Leberschaden wurde dann einen Tag eingeschläfert und - auf meinen dringenden Wunsch hin - seziert. Das Ergebnis war Toxoplasmose ! Die andere Katze konnte gerettet werden, da man nun wusste, woran sie litt.
 
So viele tote Katzen ---- so viele Tierärzte mit der fälschlichen Diagnose FIP ---- wie viele Leben sind so sinnlos vergeudet worden und wie vielen Menschen hat man einen schlimmen Schock versetzt!
 
 

Aber was sind die Symptome einer Toxoplasmose ?

 
Es gibt viele Symptome, die manchmal leider sehr unspezifisch sind. Allgemein kann man sagen, dass im Krankengut häufiger junge und weniger ältere Katzen zu finden sind und es gibt eigentlich keine klinischen Anzeichen für eine Toxoplasmose gibt, was die Diagnose natürlich sehr schwer macht. Lethargie, Depressionen, Verlust des Appetites und Fieber sind beispielsweise Frühwarnzeichen für eine Erkrankung.
 
Ein anderes und vor allem sehr ernstes Zeichen ist eine Lungenentzündung, die sich schnell verschlimmert, wenn nicht eine sofortige effektive Medikation angewandt wird.
 
Ein weiteres Anzeichen kann eine Hepatitis (Leberentzündung) sein, die z. B.  durch Gelbsucht, Durchfall und Erbrechen gekennzeichnet sein kann.
 
Aber auch die Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) passt zum Krankheitsbild ebenso wie die Vergrößerung der Lymphknoten.
 
Leider macht diese Krankheit auch vor den Augen und dem Gehirn nicht halt und so sind auch Persönlichkeitsveränderungen, Stress bei Berührungen, Blindheit, Kopfschiefhaltungen, Ataxien und Koordinationsstörungen bis hin zu Problemen beim Kauen und Schlucken von Nahrung bekannt. Die Toxoplasmose bildet im Gehirn Metastasen und Zysten.  Das Tier kann spontan gesunden, aber nach einiger Zeit kann es zu einer erneuten Erkrankung kommen, weil Zysten aufplatzen.
 
Eine Infektion mit dem Leukosevirus oder FIV begünstigt den Ausbruch von Toxoplasmose wie jede andere Immunerkrankung.
 
 

Wie stellt man den Befall mit Toxoplasmose Gondii fest ?

 
Einen Toxoplasmose-Titertest kann jedes größere Labor anfertigen. Die Titerhöhe kann bei einer akuten Erkrankung extrem hoch sein oder evtl. in der Präpatenz noch nicht sichtbar. Auf jeden Fall sollten bei dem Verdacht einer Toxoplasmose ein Test gemacht werden und der Titerverlauf in den folgenden drei - vier Wochen kontrolliert werden.
 
Leider ist der Toxoplasmosetest manchmal nicht immer sicher und dann wird eine Untersuchung von Gewebeproben unter dem Mikroskop, wo evtl. pathologische  Veränderungen nachgewiesen werden können oder aber es ist ein Tierversuch an Mäusen nötig. Das Vorhandensein von Tachyzoiten läßt keine andere Diagnose zu.
 
 

Woran kann ich erkennen, ob meine Katze FIP, Leukose oder Toxoplasmose hat ?

 
Leider ist das sehr schwierig zu sagen, wenn man keinen eindeutigen Toxoplasmosetiter hat. Ein Negativtiter heisst nicht unbedingt, dass die Katze keine Toxoplasmose hat(te).  Ein Antikörpertiter bildet sich recht häufig gar nicht und wenn dann erst nach ca. 3-6 Wochen. Oft zu spät, wenn gravierend Krankheitsanzeichen auftreten. 
Eine wirklich sichere Methode ist intra vitam (am lebenden Tier) leider nur schwer festzustellen. Es sei denn, dass man Körperflüssigkeiten (Exsudat) oder aber Gewebeproben hat, denen man die Information über die Krankheit entlocken kann.
 

Was soll mein Tierarzt tun, wenn er eine Toxoplasmose vermutet ?

 
Ganz wichtig ist, dass eine Behandlung so früh wie irgend möglich durchgeführt wird. Man hat sehr gute Erfahrungen mit der Verabreichung von Sulfonamiden und Pyrimethamin (Achtung, zu hohe Dosis kann toxisch sein !!!) gemacht. Eine andere Möglichkeit ist die Behandlung mit Clindamycin, das in vielen Fällen erfolgreich angewendet wurde.
 
Ganz wichtig ist auch, dass die Medikamente mindestens noch drei Tage über das Verschwinden der Symptome hinaus gegeben werden.
 
Ich würde mich freuen, wenn Sie mir Ihre Erfahrungsberichte senden würden.
Und ich hoffe, dass dieser Artikel viel gelesen und auch den Tierärzten zu Bedenken gegeben wird, damit weiteres Leid verhindert werden kann.
 
Wie hinter den meisten Artikeln auf meiner Website, gibt es auch hierfür einen "Anstoss", warum ich diesen Artikel geschrieben habe ..... für Karaminka (beweint und unvergessen) und viele andere Katzen...
 
In Memorian: